Genauer gesagt: Bei der Web Computing GmbH mit Sitz im Technologiepark der westfälischen Universitätsstadt. Das KI-Engineering-Unternehmen, dessen Entstehungsgeschichte in das Jahr 2012 zurückreicht, ist seit Juni 2024 der jüngste Teil der FI-Gruppe. Geleitet wird es von den beiden Geschäftsführern Marc Bober und Antonius Ostermann, die beide an der FH Münster Wirtschaftsinformatik studiert haben. Bereits wenige Monate nach der Übernahme führte die Finanz Informatik (FI) mit Unterstützung der Web Computing den S-KIPilot in seiner ersten Version bei den Sparkassen ein. Und natürlich ist das Unternehmen auch bei der Weiterentwicklung des KI-Assistenten dabei. Denn die Entwicklung von Software – hier insbesondere KI-Lösungen speziell für das Enterprise-Umfeld – gehört praktisch zur DNA von Web Computing. 

Stets vorn dabei

Gefühlt steckt KI spätestens seit den letzten zwei bis drei Jahren in immer mehr Anwendungen drin. Ob Chatbots im Kundenservice, personalisierte Kunden-Empfehlungen oder Bild- und Sprachverarbeitung – häufig ist die All-in-One AI- und (Chat-)Bot-Plattform DialogBits von Web Computing mit dabei. »Das heutige Unternehmen basiert stark auf der KI-Entwicklung. Denn unser Anspruch war stets, innovative Lösungen mit Cutting-Edge-Technologien zu bauen«, betont Geschäftsführer Marc Bober. Die sogenannten »Cutting-Edge-Technologien« zeichnen sich durch hohe Effizienz, bessere Leistung und oft auch disruptive Auswirkungen auf bestehende Märkte aus. Beispiele hierfür sind KI, Quantencomputer, Blockchain oder auch neue Entwicklungen in der Biotechnologie.


Zwei Mitarbeiter der FI-Tochter Web Computing in Münster bei der Arbeit am Bildschirm
Zwei Mitarbeiter der FI-Tochter Web Computing in Münster bei der Arbeit am Bildschirm


Angefangen hat es bei Web Computing bereits vor mehr als einem Jahrzehnt: 2012 startete mit »coovi« ein Video-Content- und Knowledge-Management-System, das unter dem Namen »Verstehe« seinerzeit in der FI eingeführt wurde. Vor langer Zeit, als es noch kein Tik-Tok oder Millionen kostenloser Video-Tutorials auf YouTube gab, entstand damit ein innovatives Produkt zur Digitalisierung des Wissens in Unternehmen. Die Idee dahinter: Das Wissensmanagement für Mitarbeitende so zu vereinfachen, dass Wissen auch in Form von Videos festgehalten und anderen auf einfache Art und Weise zur Verfügung gestellt werden konnte. Aus dieser ersten Keimzelle heraus entstand dann mit »codebeat« der Bereich »Individualentwicklung«. Sprich: hier werden maßgeschneiderte Lösungen für Kunden erdacht. Vom Einsatz Generativer KI über KI-basierte Klassifikation bis zu Business Intelligence – dabei immer gezielt ausgewählt und fokussiert auf den praktischen Nutzen. Vielen Sparkassenmitarbeiterinnen und -mitarbeitern dürften diese Begriffe vermutlich wenig sagen; mit den Lösungen haben sie dagegen wahrscheinlich schon sehr oft gearbeitet. Gemeinsam mit der FI hat Web Computing u. a. das Modell zur automatischen Ticketklassifikation in SRPlus geschaffen. 


Antonius Ostermann; Geschäftsführer Web Computing
Bei uns herrscht ein absolutes Start-up-Mindset mit flachen Hierarchien und vielen flexiblen Arbeitsmöglichkeiten.


Wie bleibt man eigentlich innovativ?

Nicht allein Web Computing ist ein junges Unternehmen, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – inklusive Geschäftsführung – sind es auch: Das Durchschnittsalter beträgt gerade einmal 29 Jahre. Das liegt nach den Worten von Antonius »Toni« Ostermann auch an der Hochschulnähe von Web Computing: »KI ist eine sehr junge Disziplin – Forschungsnähe schlägt hier häufig noch Berufserfahrung. Und Münster wird tatsächlich häufig unterschätzt, wenn man über KI spricht.« Die FH Münster habe sehr früh KI als Schlüsseltechnologie erkannt. Inzwischen seien aber auch die Universität Münster und weitere Hochschulen teils sehr intensiv auf KI ausgerichtet und hätten KI entsprechend in ihren Ausbildungsplänen berücksichtigt. Natürlich sind deren Absolventinnen und Absolventen auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt und werden von den »großen Adressen« förmlich aufgesogen. Interessanterweise kann Web Computing als kleinerer Arbeitgeber dennoch hier mithalten. Vor allem aus zwei Gründen, wie Antonius Ostermann betont: »Bei uns herrscht ein absolutes Start-up-Mindset mit flachen Hierarchien und vielen flexiblen Arbeitsmöglichkeiten. Auf der anderen Seite haben wir durch die Anbindung an die FI die Möglichkeit, Anwendungen für 250.000 interne Nutzer und mehr als 50 Mio. Kunden zu bauen – diesen interessanten Mix aus komplexer Herausforderung und spürbarem eigenem Impact wird ein junges Talent in den großen internationalen Tech-Konzernen kaum finden.« So konnte beispielsweise zuletzt eine Führungskraft von Amazon verpflichtet werden. Um in diesem speziellen Markt gute Mitarbeitende in ausreichender Menge zu akquirieren, bietet die Web Computing flexible Zusammenarbeitsmodelle an.


Marc Bober, Geschäftsführer Web Computing
Es geht darum, Fachkräfte bei aufwendigen Routineaufgaben zu entlasten, um Zeit und Raum für die wirklich spannenden Aufgaben zu schaffen.


Fachkräftemangel kann auch ein Use-Case sein

Neben den bereits erwähnten gemeinsamen Projekten von Web Computing mit der FI zeichnen sich bereits viele weitere, ganz neue Einsatzfelder ab. Immer intelligentere Systeme könnten zukünftig dazu beitragen, in Zeiten des allgemeinen Fachkräftemangels vermehrt auch Quereinsteigern den Weg in die Sparkassen zu erleichtern. Durch die Anbindung des S-KIPilot an Sharepoint oder die OSPlus-Prozesse entsteht ein hochintegrierter Bot in der Sparkassen-Welt, der nicht nur Wissen vermitteln, sondern perspektivisch individuelle Prozesse direkt ausführen kann. Natürlich berechtigungskonform und rechtssicher nach DSGVO. »Hier geht es vor allem darum, Fachkräfte bei aufwendigen Routineaufgaben zu entlasten, um Zeit und Raum für die wirklich spannenden Aufgaben zu schaffen«, betont Marc Bober. »Der S-KIPilot wird nicht mehr nur als Informationsquelle dienen; entscheidend ist seine Rolle bei der Vereinfachung von komplexen Arbeitsschritten, um den Arbeitsalltag der Sparkassenmitarbeiter erheblich zu erleichtern.«

Ideen für weitere Einsatzfelder gibt es zuhauf: So wird auch der vermeintlich altbackene Wertpapier-Handel per Telefon von der KI unterstützt werden, indem Gespräche automatisch und regulatorisch geprüft werden, um die Beraterinnen und Berater zu entlasten. »Überhaupt bietet das Thema Compliance noch so viele interessante Möglichkeiten«, ist sich Marc Bober sicher. »Nicht zu vergessen, die Unterstützung bei kommenden OSPlus-Releases«, ergänzt Antonius Ostermann. KI könne dazu beitragen, dass Software zukünftig mit weniger Aufwand bei Sparkassen und in der FI eingeführt werden kann. Eines steht damit jetzt schon fest: Das wird nicht der einzige Artikel zu Web Computing bleiben.