Die Management-Veranstaltung stand unter dem Motto »Neue Zeiten, viel zu tun«. Das Besondere in diesem Jahr waren viele interaktive Formate, die fachliche Inhalte vermittelten und den Austausch förderten. Ein Konzept, das bei den Besuchern, darunter 310 Vorständinnen und Vorständen, sehr gut ankam. Andeas Schelling beendete die Begrüßung mit dem Satz: »Nutzen Sie die Chance, diskutieren Sie mit uns und untereinander, denn das macht diese FI-Connect aus!«

Keynotes der FI-Connect 2024: Impulse für neue Zeiten

»Künstliche Intelligenz«, »Sicherheit & Regulatorik«, »Digitalisierung im Bankgeschäft« – für jeden dieser Themenschwerpunkte der FI-Connect gaben die Expertinnen und Experten in ihren Keynotes – kompetent moderiert von Verena Fink – wichtige Impulse an ihre Zuhörerinnen und Zuhörer. Die Themen beschäftigten sich mit aktuellen und dringenden Herausforderungen aus Wirtschaft, IT und Gesellschaft.

Die FI: Schlüssel für den Erfolg der Sparkassen

Prof. Dr. Liane Buchholz, die Vorsitzende des Aufsichtsrats der FI sowie Präsidentin und Vorsitzende des Vorstands des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe (SVWL), zeigte sich in ihrem Grußwort sehr erfreut, dass gerade in diesen unruhigen Zeiten so viele Vorständinnen und Vorstände zum persönlichen Austausch zusammenkämen und würdigte die FI-Connect als wichtigste Veranstaltung der Sparkassen-Finanzgruppe in 2024. Die FI sei heute nicht mehr »nur« der Digitalisierungspartner, sondern geradezu der Schlüssel für den Erfolg der Sparkassen und ein echter »Wettbewerbsvorteil«. Als Beispiel nannte die die Entwicklung des S-KIPilot. Damit habe man eine unabhängige KI-Plattform im eigenen Rechenzentrum geschaffen. Der S-KIPilot unterstreiche nicht nur die Innovationskraft der gesamten Sparkassen-Finanzgruppe, sondern habe auch eine regelrechte Euphorie erzeugt. Als weiteres Beispiel nannte sie die Erfolgsgeschichte von »IF-Effizient«. Damit sei es gelungen, die Standardisierung in den Sparkassen deutlich voranzubringen. Der wahre Wert der Standardisierung bestehe jedoch in der Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Sparkassen gemäß ihrem Gründungsauftrag. Sparkassen sind und bleiben dezentrale Institute; sie stehen für persönliche Beratung, das sei Teil ihres Erfolges. Für die digitale Zukunft der Institute skizzierte sie zum Schluss zwei Visionen: Bis 2030 könnten Releases durch Updates abgelöst und auch so einfach wie beim Smartphone umgesetzt werden. Zudem werde durch KI und insbesondere durch den eigenen S-KIPilot die Prozesswelt der Sparkassen grundlegend verändert – aber immer mit dem Wissen, wo sensible Kundendaten gespeichert sind: »Bei uns, in unseren Rechenzentren!«


Prof. Dr. Liane Buchholz

Prof. Dr. Liane Buchholz, die Vorsitzende des Aufsichtsrats der Finanz Informatik sowie Präsidentin und Vorsitzende des Vorstands des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe (SVWL)

Prof. Dr. Liane Buchholz


Zeitenwende? Mehr Mut zu Entscheidungen

Professor Dr. Sönke Neitzel, Historiker mit Schwerpunkt Militärgeschichte an der Universität Potsdam, beleuchtete in seiner Keynote die Bedeutung von Entscheidungs- und Anpassungsfähigkeit in Krisenzeiten. Die aktuelle geopolitische Lage sei von einer größeren Kriegsgefahr geprägt als während des Kalten Krieges, die Bundeswehr sei aber nicht verteidigungsbereit. Der Ukraine-Krieg und die russische Politik gegenüber der NATO zeigten, wie wichtig Flexibilität und klare Entscheidungsstrukturen seien. Der Blick in die Geschichte zeige, dass dezentrale Entscheidungsbefugnisse zu mehr Handlungsfähigkeit führen, während heute bürokratische Zentralisierung die Reaktionsgeschwindigkeit einschränke. Diese Beobachtungen verband er mit der Frage, welche Lehren sich daraus für Gesellschaft und Unternehmen ziehen ließen: Mut zur Entscheidung, flachere Hierarchien und mehr Verantwortung in Teams seien Schlüsselfaktoren, um den Herausforderungen effektiv zu begegnen. Unternehmen würden diesen Weg bereits zunehmend gehen. Staatliche Institutionen mit ihren langsamen Entscheidungsprozessen und der militärisch-technologische Rückstand Deutschlands erschwerten jedoch die Situation. Neitzel rief dazu auf, die notwendigen Veränderungen aktiv anzugehen und nicht auf weiteren Druck von außen zu warten. Hier könnten und sollten die Sparkassen ihren Einfluss nutzen, um die Politik zum Handeln zu bewegen.


Professor Dr. Sönke Neitzel, Historiker mit Schwerpunkt Militärgeschichte an der Universität Potsdam

Professor Dr. Sönke Neitzel, Historiker mit Schwerpunkt Militärgeschichte an der Universität Potsdam

Professor Dr. Sönke Neitzel, Historiker mit Schwerpunkt Militärgeschichte an der Universität Potsdam


Co-Intelligenz: Wie KI unsere Welt verändert und was wir dabei gewinnen können

In ihrer Keynote sprachen Prof. Dr. Miriam Meckel und Dr. Léa Steinacker, Co-Gründerinnen der ada Learning GmbH, über die transformative Kraft der Künstlichen Intelligenz. Zum ersten Mal sei KI für alle verfügbar. Der Start von ChatGPT sei ein »iPhone-Moment«. Er verändere unsere Welt grundlegend. Doch wie können wir diese Entwicklungen in die richtigen Bahnen lenken, um Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren? Die beiden Expertinnen betonten, dass technologische Innovationen kurzfristig oft überschätzt, langfristig aber unterschätzt würden. KI könne – richtig eingesetzt – menschliche Potenziale entfalten und unser Leben erleichtern. Ein Beispiel: Autonome Agenten, die nicht nur eine Dienstreise komplett planen, sondern auch gleich die besten Flüge, Hotels und Transfers buchen – alles abgestimmt auf persönliche Präferenzen und individuelle Vorgaben. Gleichzeitig zeigten Meckel und Steinacker auf, welche ethischen Fragen und unerwünschten Nebeneffekte beim Einsatz von KI zu berücksichtigen seien. Themen wie automatisierte Fake News zeigten, wie wichtig es sei, schon heute die richtigen Leitplanken zu setzen. Ihr Fazit: KI verändere nicht nur die Welt, sondern auch die Menschen selbst. KI könne Menschen helfen, in einer immer komplexeren Wirklichkeit bessere Entscheidungen zu treffen – wenn sie verantwortungsvoll eingesetzt werde.


Prof  Dr. Miriam Meckel

Prof Dr. Miriam Meckel, Co-Gründerin der ada Learning GmbH

Prof  Dr. Miriam Meckel


Dr. Léa Steinacker, Co-Gründerin der ada Learning GmbH

Dr. Léa Steinacker, Co-Gründerin der ada Learning GmbH

Dr. Léa Steinacker, Co-Gründerin der ada Learning GmbH


In Richtung 100 %

Ein Plädoyer dafür, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen und den »Wurzelweg« zu beschreiten, hielt Dr. Joachim Schmalzl, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV, in seiner Keynote »In Richtung 100 %«. Dabei zog er zunächst Bilanz mit Blick auf die Erfolge, auch dank der Kraft der Gruppe: etwa der Erfolgsgeschichte des Girokontos, bei deutschen und europäischen Themen mit regulatorischem Anteil wie eID und KI oder dem Thema Multikanal. Viel zu tun gäbe es aber auch mit Blick auf die junge Kundschaft, beim Ausbau der Digitalen Services und des Vertriebs, bei Wero sowie der weiteren Vereinfachung von Prozessen. Gleichzeitig attestierte er den Instituten eine grundlegende »Bereitschaft zur Standardisierung« zur stetigen Optimierung als Grundlage für eine steigende Kundenzufriedenheit, robuste Institute und für eine immer höhere Marktdurchdringung; in Richtung 100 Prozent. Geschäftsstrategisches Credo: »Die Zukunft der Finanzgeschäfte wird sozial, persönlich, digital und nachhaltig sein.«

Dr. Joachim Schmalzl, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied DSGV

Dr. Joachim Schmalzl, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V.

Dr. Joachim Schmalzl, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied DSGV


Leadership in Zeiten von KI

Die meisten Führungskräfte schätzen den Einfluss von KI auf die eigene Organisation größer ein als deren Auswirkung auf die Rolle als Führungskraft. Das sei jedoch ein Trugschluss, so Kenza Ait Si Abbou Lyadini, Expertin für Robotics, KI und Digitalisierung und CTO des mittelständischen Logistikunternehmens Fiege, in ihrer Keynote zum Thema »Leadership in Zeiten von KI«. Denn anders als in der Vergangenheit könnten Führungskräfte nicht länger die besten Fachexperten sein. Sie müssten viel mehr durch »Empowerment« das richtige Arbeitsumfeld für ihre Mitarbeitenden schaffen und Mut beweisen, indem sie beispielsweise kalkulierte Risiken eingehen. Das gelte besonders im Hinblick auf Investitionen im Bereich der KI, denn diese weisen einen anderen Lebenszyklus als normale Projekte auf. Unabdingbar für den Einsatz von KI sei daher die Identifizierung des richtigen Anwendungsfalls und die frühzeitige Einbeziehung der User.


Kenza Ait Si Abbou Lyadini

Kenza Ait Si Abbou Lyadini, CTO, Expertin für Robotics, KI & Digitalisierung FIEGE

Kenza Ait Si Abbou Lyadini


Neue Zeiten, neue Medien – wie man der Wahrheit näher kommt

Einen eindrucksvollen Schlusspunkt setzte die international ausgezeichnete Journalistin und ZDF-Sonderkorrespondentin Katrin Eigendorf mit ihrer Keynote. Mit Blick auf das bekannte Zitat »Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer« sprach sie über die Herausforderung, in Krisenzeiten ein realistisches Bild der Lage zu vermitteln. Gerade die Nähe zu den Menschen und ihren Geschichten seien aus ihrer Sicht oft die einzige Möglichkeit, der Wahrheit ein Stück näher zu kommen. Eigendorf berichtet seit 1999 für das ZDF, zunächst als Reporterin, später als Korrespondentin in Moskau. Seit 2022 konzentriert sie sich verstärkt auf die Ukraine, wo sie die dramatischen Folgen des Krieges dokumentiert. Wie gefährlich ihre Arbeit sein kann, erläuterte sie anhand einer aktuellen Reise an die libanesische Grenze, als der Iran plötzlich Raketen auf Israel abfeuerte. Trotz diese eskalierenden Gewalt sei die direkte Beobachtung aber für die Wahrheitsfindung unverzichtbar. Dabei betonte Eigendorf, dass journalistische Leitlinien klar bleiben müssen: Journalisten dürfen sich nie mit eine Sache gemein machen – auch nicht mit einer guten.


von links: Kathrin Eigendorf im Gespräch mit FI-Connect Moderatorin Verena Fink

von links: Journalistin und ZDF-Sonderkorrespondentin Kathrin Eigendorf im Gespräch mit FI-Connect-Moderatorin Verena Fink

von links: Kathrin Eigendorf im Gespräch mit FI-Connect Moderatorin Verena Fink


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