Dieses Jahr stand die Veranstaltung unter dem Leitmotiv »#ZukunftsMacherInnen«. Denn wie kaum zu einem früheren Zeitpunkt erleben wir heute – direkt oder indirekt – herausfordernde Zeiten. Selten war es so wichtig, Orientierung zu bieten und neue Perspektiven zu eröffnen. Sich dabei endlich wieder persönlich vor Ort treffen zu können, hat den Austausch deutlich beflügelt. Andreas Schelling, Vorsitzender der Geschäftsführung der Finanz Informatik (FI), eröffnete die Veranstaltung am Dienstagmittag und begrüßte die Gäste zu zwei interessanten wie intensiven Tagen. Gesprächsbedarf gebe es mehr als genug, denn man könne den Eindruck haben, dass die Welt sich immer schneller drehe und dabei fast aus den Fugen gerate. Die Sparkassen-Finanzgruppe bleibe aber auf Kurs. »Die Kunden lieben ihre digitale Sparkasse, sie bleibt ein fester Bestandteil in ihrem Alltag«, stellte Andreas Schelling fest. Jetzt komme es darauf an, ein nahtloses Kundenerlebnis über alle Kanäle zu schaffen, mit dem man zum Beispiele Produkte einfach und selbstständig abschließen könne – egal, ob als Privat- oder als Geschäftskunde.


Rolle der Sparkassen in der Krise

Klar, dass dabei die aktuellen Herausforderungen und mögliche Zukunftsszenarien in diesem Jahr eine ganz besondere Rolle spielten. Sind Banken und Sparkassen in der Krise gut aufgestellt? Sind sie Retter oder müssen sie selbst gerettet werden? Das waren nur zwei der Kernfragen in der ersten Gesprächsrunde, in der es vor allem darum ging, wie die Finanzinstitute mit den vielfältigen Herausforderungen umgehen. Auf die Nachfrage der moderierenden TV-Journalistin Kay-Sölve Richter, wie es den deutschen Sparkassen zurzeit gehe, schilderte Dr. Joachim Schmalzl die aktuellen Herausforderungen. Das geschäftsführende Vorstandsmitglied des DSGV hob zugleich das Geschäftsmodell der Sparkassen-Finanzgruppe hervor: »Wir sind in der Region verankert – man sieht uns, man hört uns«, so Dr. Joachim Schmalzl. Außerdem seien die Sparkassen eine wichtige Stimme des Mittelstands, der derzeit dringend Unterstützung benötige.

Als Kunde vertraue er seiner Sparkasse, als Regulierer nur bedingt, legte Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), qua Amt seine Position dar. Aufgabe der Regulierung sei es schließlich, einzuschätzen, welche Branchen und dadurch folgend, welche Banken von der Krise besonders schwer betroffen sind. Und das sei sehr schwer abzusehen, wie Raimund Röseler zugab. Dennoch bestehe ein großes Risiko für Kreditausfälle. Es sei klar, dass sich die Wirtschaft verändern und wie bei jedem Strukturwandel auch Verlierer hervorbringen werde. Einen Blick auf die gesamtwirtschaftliche Lage gab Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor und Mitglied des Präsidiums des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Er äußerte die Sorge, dass diese multiple Krise die Banken überfordere, weil alles gleichzeitig vorliege – von der Transformationskrise über die Globalisierungskrise bis hin zur demographischen Krise. Moderatorin Kay-Sölve Richter bat Andreas Schelling schließlich um seine Einschätzung, welche Rolle die IT spiele und ob Sparkassen den Kundenkontakt durch die Digitalisierung verlören. Der Vorsitzende der FI-Geschäftsführung erläuterte, dass die Kunden der Sparkassen digitales Banking erwarten und mit wenigen Klicks Geschäfte abschließen wollten. »Dafür sind wir agil unterwegs und probieren auch verschiedene Dinge aus. Ich halte die Kombination aus digitalem Banking und persönlicher Beratung für das einzig erfolgversprechende Modell«, so Andreas Schelling. »Die IT hilft dabei, dass das Vertrauen in die Sparkassen erhalten bleibt«, lautete sein Fazit.


Zukunft Sparkasse – eine Digitalbank mit Beratung?

So lautete passend dazu das Thema des nachfolgenden Talks, moderiert von Dr. Claudio Felten. Kerstin Berghoff-Ising, Vorstandsmitglied der Sparkasse Hannover, zeichnete ein gemischtes Bild der Situation der Sparkassen. Im Firmenkundenbereich laufe es noch, während man in der Baufinanzierung und im Wertpapiergeschäft deutliche Zurückhaltung merke. Es werde offensichtlich für die Nachzahlung der Energiekosten gespart, so ihre Einschätzung. Mit Blick auf die Zukunft betonte sie, dass rund 70 Prozent der jungen Erwachsenen mobil beraten werden wollen und sich die Sparkasse Hannover einen digitalen Fokus mit drei Vertriebskanälen gegeben habe. Ihr Fazit das Talks lautete deshalb, noch mehr standardisiert werden müsse. Auch der zweite Vertreter der Sparkassen in der Talkrunde, Jürgen Büngeler, Vorstandsmitglied der Sparkasse Westmünsterland, betonte, dass bei seinen Firmenkunden die Lage besser als die Stimmung sei. Schließlich sei der Mittelstand in Deutschland so gut kapitalisiert wie noch nie zuvor. Aus der Sicht einer Flächensparkasse könne die Lösung aber nicht eine »Digitalbank auf Distanz« lauten. Gerade die Kombination aus »persönlich & digital« biete Chancen, wie etwa beim Firmenkundenportal. Einfache Dinge sollte man heute schnell digital erledigen können, dass schaffe wieder mehr Zeit für beratungsintensive Themen. Sein Fazit daher: Sparkasse bleiben und digitaler werden.

Für Torsten Knapmeyer , Vertriebsvorstand der DekaBank Deutsche Girozentrale, spielten dagegen Firmenkundenlösungen heute noch keine große Rolle, der Fokus liege klar bei der Beratung der Privatkunden. Und zu einer guten Beratung gehöre es seiner Meinung eben auch, von manchen Dingen, wie etwa Kryptowährungen, aktiv abzuraten. Aus Sicht seiner Kunden gebe es klare Erwartungen: Verfügbar sein, Absatzkanäle schaffen, schnelle Strecken und am Ende ein gutes Produkt. Erfolgreich bleiben lautete daher sein Ziel für die Zukunft. Einen ganz anderen Blick auf die Sparkasse der Zukunft brachte dagegen Christoph Bornschein, CEO & Mitgründer der Digitalagentur TLGG, aus Berlin mit. Wir erlebten gerade in vielen Bereichen ein »wiping out of the middle«, gesichtslose, austauschbare Lösungen brauche kein Mensch mehr. Erfolgsgeschichten aus der Vergangenheit könnten nicht einfach in der Zukunft extrapoliert werden. Er appellierte deshalb an die Sparkassen, ihre Verantwortung für regionale Themen neu zu überdenken. Das würde auch ihrem Anspruch, Markt- und Innovationsführer zu sein, gut zu Gesicht stehen. Denn: Ein guter Vertriebler sei nicht automatisch ein guter Berater. Wichtige Themen wie z. B. die Gebäudesanierung in den Kommunen bräuchten aber vorrangig Beratung und nicht Vertrieb. Sein Appell an die anwesenden Sparkassen war dann auch, mehr Verantwortung zu übernehmen und Themen der Nachhaltigkeit finanzierbar zu machen. Aus Sicht von Michael Schürmann, Geschäftsführer der Finanz Informatik und für Vertrieb und Beratung zuständig, kam diese Diskussion genau zur richtigen Zeit, da vieles noch nicht so digital sei, wie wir glaubten – siehe z. B. das Firmenkundengeschäft. Gerade das FKP biete zugleich mit seinen Schnittstellen zum Kunden ein enormes Potenzial. Er freue sich, das hier so intensiv diskutiert werde; an diesem wichtigen Diskurs müsse die Sparkassen-Finanzgruppe jetzt dranbleiben.


Was ist unser wirkliches Kapital?

Diese Frage stellte Prof. Dr. Maja Göpel in ihrem engagierten und bewegenden Vortrag am Schluss des ersten Tages. Denn: All das, was wir als Vermögen, als Kapital, erhalten, habe einen Ursprung. Zum Beispiel in den endlichen Ressourcen der Erde oder in der Vielfalt der Biodiversität. Vereinfacht gesagt: Verbrauchen wir Vorkommen schneller, als in der Natur nachwachsen können, werde das Kapital der Menschheit in Summe immer weniger. Dabei forderte die Wissenschaftlerin einen bewussteren Umgang mit natürlichen Ressourcen und den Einsatz unseres Wissens und unserer Möglichkeiten. Nicht die De-Industrialisierung sei ihr wichtig, sondern eine Re-Industrialisierung, die z. B. tatsächliche Umwelt- und Sozialkosten abbilde. Viel zu oft nähmen wir Dinge hin, anstatt sie zu hinterfragen. Jeder Mensch müsse sich aber heute diesen Fragen stellen, denn auch eine nicht-handeln habe Konsequenzen. Am Ende nahm die Expertin das Motto »#ZukunfsMacherInnen« auf und verwies darauf, dass auch unsere Gegenwart zuvor von Menschen erdacht und gemacht wurde, um einmal Realität zu werden: »What is now proven, was once imagined!«. Der erste Tag der FI-Connect bot viele Impulse, die in dem einen oder anderen Insight des zweiten Tages wieder aufgenommen wurden.

Impulse, Talks und ganz viel Motivation

Der zweite Tag der FI-Connect 2022 startete mit einem Impuls von Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) und dem persönlichen Bekenntnis, dass ein Besuch der Finanz Informatik für ihn seit vielen Jahren stets auch ein „nach Hause kommen“ sei. In seinem Beitrag skizzierte er die wichtigsten volkswirtschaftlichen Entwicklungen – von der Inflationsrate über die aktuellen Konjunkturprognosen bis hin zum nachhaltigen Umbau vieler Bereiche – und den sich daraus ergebenden Aufgaben für die Sparkassen. Kunden erwarteten stabile, valide Prozesse und eine durchgängige Digitalisierung, wenn es um Convenience und Standards gehe. Hier hätten die Sparkassen zusammen als Gruppe alle Chancen, weiterhin erfolgreich zu bleiben.


Wie das im Einzelnen aussehen könnte, war im anschließenden Talk zu hören. Anne-Sophie Haas, Innovationsmanagerin der Sparkasse KölnBonn und Polichronis Stavroudis, Projektleiter bei der Finanz Informatik, diskutierten mit Helmut Schleweis über notwendige Veränderungen und neue Ideen für die Zukunft.


Insight

Neues Format: Insights
Neu war in diesem Jahr der weitere Programmablauf. In je zwei parallel stattfindenden »Insights« – das steht für Erkenntnisse bzw. Einsichten – betrachteten Praktiker:innen aus Sparkassen gemeinsam mit Gästen sowie der Geschäftsführung der FI wichtige aktuelle Einzelthemen mit einer hohen Bedeutung für die Gruppe.


Insight 1: Private-Banking & Customer Experience - Neue Lösungen für das digitale Ökosystem

Gute Neuigkeiten für das Private-Banking-Geschäft: Gemeinsam arbeiten Sparkassen mit der DekaBank, der dwpbank sowie der FI an einem eigenen Portal für PrivateBanking-Kunden. Christian Bonnen, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Köln, und Julia Koch, Geschäftsführerin der Finanz Informatik, stellten die Idee vor. Beide waren sich einig, dass es für Private-Banking-Kunden derzeit noch zu wenige Angebote in der digitalen Erlebniswelt gebe. Sparkassen könnten und müssten aber die nächste Generation im Private Banking an sich binden, um ihre Position zu behalten. Für die gemeinsame, iterative Produktentwicklung benötige die FI das Feedback der Kunden. Im kommenden Jahr würden erste Elemente freigeschaltet und getestet; danach folge eine Family-&Friends-Phase. Der Mehrwert eines Private-Banking-Portals liege klar auf der Hand; mit der richtigen User Experience werde der Kunde daran auch »Spaß haben«.


Insight 2: Digitalisierung_Next - Digitales Arbeiten und Steigerung der Produktivität durch Automation

Automatisierung von Prozessen, Künstliche Intelligenz (KI), Quantencomputing – das Spektrum der behandelten HighEnd-Technologien war breit. Detlev Klage, Stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Finanz Informatik (FI), berichtete, mit welchen Zukunftstechnologien sich die FI derzeit befasst, um diese zu nutzen, sobald sie Marktreife erlangten. KI-Algorithmen werden derzeit schon trainiert und Quantencomputing stehe auf der Watchlist. Wie es um diese Zukunftstechnologien steht und welche Einsatzgebiete sie in der Finanzwirtschaft finden können, erläuterte Frank Theisen, Geschäftsführer Technologie, Vice President IBM Technology DACH. Über konkrete Erfahrungen mit dem Einsatz von KI im Service-Center der Stadtsparkasse München berichtete deren Vorstandsmitglied, Dr. Bernd Hochberger. So viel stehe fest: Ohne KI lassen sich die Herausforderungen des Fachkräftemangels nicht beherrschen. Die Stadtsparkasse München sei dabei auf einem guten Weg.


Insight 3: Zukunft startet jetzt - Digitalisierung im Firmenkundengeschäft

Mit aktuellen Zahlen zur wachsenden Relevanz der Sparkassen als wichtigstem Finanzpartner des deutschen Mittelstands stieg Thomas Pennartz ein. Als dementsprechend wichtig sieht der Geschäftsführer des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands die Digitalisierung des ertragsreichen Firmenkundengeschäfts in der Sparkassen-Finanzgruppe an. Die einheitliche Strategie sei eine gute Basis zur Umsetzung der Digitalisierungslösungen für den Omnikanal. In diesem Insight gab Bernd Heinemann, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Bersenbrück, Einblicke in ein erfolgreiches und frühzeitiges Vorgehen bei der Digitalisierung des Firmenkundengeschäfts und der Einführung des S-Firmenkundenportals. Das konsequente Orientieren an den Standards führe zwar zu Anpassungen in Portfolio und Strukturen, zahle sich aber auf Dauer aus. Für Häuser, die sich noch auf den Weg begeben, gab er den Tipp, von Anfang an alle Beteiligten mitzunehmen – auf den unterschiedlichsten Ebenen. Michael Schürmann, Geschäftsführer der Finanz Informatik, moderierte die Diskussion und stellte dabei den aktuellen Stand und die weiteren Entwicklungen des SFirmenkundenportals vor. Wichtige Botschaft für alle Sparkassen: EBICS wird bald unterstützt.


Insight 4: Sicher und nachhaltig - Banking in herausfordernden Zeiten

Wie funktioniert eigentlich sicheres und nachhaltiges Banking in einer Zeit, in der die Krise das »neue Normal« ist? Stephan Tillack, Vorstandsmitglied der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) berichtete, dass die Unsicherheit in der Bevölkerung zu spüren sei. Hier können Sparkassen für eine gewisse Sicherheit sorgen und Transparenz schaffen – auch Bargeldversorgung und Zahlungsverkehr gehörten dazu. Die FI leiste ihren Beitrag zur Sicherheit, wie Martin Waldmann, Geschäftsführer der FI, erläuterte. Trotz der rasant steigenden Zahl von Phishing-Angriffen sei die FI unter anderem mit dem eigenen Cyber Defense Center gut aufgestellt. Wie kann eine Sparkasse auch zukünftig erfolgreich sein? Die Talkgäste waren sich einig, dass dazu eine Personalpolitik und -strategie gehöre, die junge Mitarbeiter:innen an sich binde, aber auch die jungen Kunden im Blick behält. Die Stadtsparkasse Düsseldorf ist dabei mit »smoney« einen ganz eigenen Weg gegangen, wie Karin-Brigitte Göbel, Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf, berichtete (siehe Artikel »Komm’ in die Community!« ). Um erfolgreich zu sein und zu bleiben, müsse auch das Thema Nachhaltigkeit betrachtet werden. Nachhaltigkeit beim Energieverbrauch ist denn auch eines der Top-Themen in der FI, betonte Martin Waldmann. In den letzten drei Jahren habe das Unternehmen seinen CO2-Fußabdruck halbiert und ergreife weitere Maßnahmen, um den Ausstoß in Zukunft noch einmal zu halbieren.


Teambesprechung zum Abschluss
In ihrem engagierten Schluss-Vortrag stellte Martina VossTecklenburg, Trainerin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen, vor, nach welchem Prinzip sie mit ihrem siebenköpfigen Team arbeite: »Einfach und klar muss es sein.« Alle im Team kennen ihre Rolle, ihre Position und ihre Verantwortung. Auch das Ziel sei klar: Spiele und Titel gewinnen. Es gebe für den Erfolg drei »A«: Erstens anspruchsvoll zu sein, das heißt, spielen, um zu gewinnen, und dafür selbstbewusste und mutige Spielerinnen zu formen. Zweitens ambitioniert zu sein, im Team und für das Team, und drittens authentisch zu sein, das bedeute mit gutem Beispiel auf und neben dem Platz für andere ein Vorbild zu sein. Zum Erfolg gehöre aber auch, mit Niederlagen gut umzugehen, das heißt, diese sachlich und objektiv zu analysieren. Dabei müsse man immer realistisch bleiben und die Eigenmotivation sowie die Eigenverantwortung jedes einzelnen herausstellen. »Wir formen, um zu performen«, so das Schluss-Credo der Bundestrainerin.


Impressionen in Foto & Film
Um auf die Mitschnitte der Veranstaltung zuzugreifen, geben Sie bitte unter www.fi-connect.de/unterlagen das Passwort ein. Dieses haben alle Teilnehmer per E-Mail erhalten. Sollte Ihnen das Passwort nicht mehr vorliegen, wenden Sie sich bitte an fi-connect@f-i.de.