Hier stellen wir auszugsweise nur einige der vielen Themen vor, die derzeit besonders im gesellschaftlichen Fokus stehen. Weitere Keynotes finden Sie als Mitschnitt auf der Website der Finanz Informatik im Bereich "Highlights & Filme".
Modernes Banking ist IT
Der FI-Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Mang zeigte sich in seinem Grußwort erfreut darüber, dass das FI-Forum nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat. Der große Zuspruch mache aber auch die Relevanz der IT und der Digitalisierung für den Erfolg der Sparkassen-Finanzgruppe deutlich. »In diesen krisenhaften Zeiten haben die Sparkassen Stabilität und Orientierung geboten und ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrgenommen,« so der Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN). Dies geht allerdings nur mit der notwendigen IT-Unterstützung und funktionierenden Prozessen. »Eine große Stärke ist immer noch die persönliche Beratung der Sparkassen,« so Thomas Mang und ergänzte: »Wir müssen es den Kundinnen und Kunden – getreu dem Messemotto #SimplyFI – einfach machen.« Er schärfte in seiner Rede zugleich aber auch, mit Blick auf die erhöhten Cyber-Angriffe, das Bewusstsein für ein erhöhtes Sicherheitsempfinden. Mit der FI habe man einen Digitalisierungspartner, der das Thema Sicherheit sehr ernst nimmt.
Girokonto bleibt Rückgrat der Sparkassen
In seiner Keynote rief Dr. Joachim Schmalzl, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV, die Sparkassen auf, europäischer zu denken und Kooperationen zu suchen. Denn: Wallet-Lösungsanbieter versuchten immer stärker die Kundenschnittstelle zu besetzen. Als Antwort darauf werde das Girokonto – mit seiner zentralen Bedeutung insbesondere in Deutschland – weiter ausgebaut. Mit Teilnahme an der European Payments Initiative (EPI) werde es künftig eine kontobasierte Lösung geben, die wiederum das Girokonto über die App Sparkasse und die EPI-Wallet stärke. Payment, Banking und auch der digitale Identitätsnachweis, zum Beispiel über Wallet-Lösungen, dürften nicht den BigTechs überlassen werden. Dies gelinge nur über starke europäische Partnerschaften.
Digitalwelt: Spannung zwischen Innovation und Stabilität
Prof. Dr. Joachim Wuermeling, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, unterstrich die Bedeutung der Banken. Anders als prophezeit, sei der »Tod der Banken« angesichts neuer Akteure wie FinTechs oder BigTechs nie eingetreten. Nur Banken könnten das Angebot und die Vermittlung von Geld übernehmen. Künstliche Intelligenz und Big Data böten echten Mehrwert bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Betrug. Mit dem Einsatz von neuen Technologien sei auch die Hoffnung auf bessere Entscheidungen verbunden. Er plädierte dafür, Finanzvorgänge auch weiterhin von Menschen steuern und überwachen zu lassen.
Sparkassen sind Risikomanager ihrer Kunden
Marktforscher Karsten John, Geschäftsführer von Infas Quo, brachte es in seinem Vortrag auf den Punkt: Sparkassen müssten heutzutage das Mindset eines »Risikomanagers für ihre Kunden« annehmen, um relevant zu bleiben. Banken werden in Zukunft nicht Produkte verkaufen, sondern ihnen passgenaue Lösungen für jede Lebenssituation anbieten. Dies sei angesichts der großen gesellschaftlichen Umbrüche wie Klimawandel und demografischer Wandel unumgänglich. Es brauche deshalb digitale und analoge Angebote, die perfekt ineinandergreifen. Die Sparkassen seien hier sehr gut aufgestellt, so der Marktforscher, denn sie verfügten über ein im Marktvergleich hervorragendes Online-Banking. Weitere Erfolgsfaktoren seien aber auch ein tiefes Kundenverständnis und ein modernes Filialkonzept.
Vollbesetzte Sitzbänke in der Arena des FI-Forums 2023 - und das an allen drei Tagen - zeigten deutlich, dass die Themen und Keynotes beim Publikum ankamen.
»Mut zur Selbstbestimmung«
Die Arena war vollbesetzt, als Tijen Onaran, Unternehmerin, Bestsellerautorin und seit kurzem Investorin in »Die Höhle der Löwen«, diese betrat. Und ja, es saßen nicht nur Frauen im Publikum. »Mut zur Selbstbestimmung« lauete ihre Keynote, die mit vielen persönlichen Erlebnissen – positiv wie negativ – gespickt war. Ihr Appell an die anwesenden Frauen, ob Fangirl oder nicht, war deshalb, mutiger und vor allem sichtbarer bei vielen wichtigen Themen zu werden.
Leidenschaft und Leadership in Krisenzeiten
Ganz andere Erlebnisse, aber mit einerähnlichen Botschaft, brachte dagegen die ehemalige Kampfpilotin Nicola Winter mit. Sie startete ihre Keynote mit einem Foto, das sie als Baby zeigte. Denn wir alle würden schließlich mitder gleichen DNA geboren und niemand starte als Pilot. Mit vielen Fotos, Videos und eigenen Geschichten räumte die 1,60 Meter große Kampfpilotin mit vielen »Top-Gun-Mythen« auf und gab ganz nebenbei interessante Botschaften für das Arbeiten im Team – in der Fliegerei überlebenswichtig – mit auf den Weg.
Konfliktordnung statt Frieden
Dr. Claudia Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) beleuchtete die globalen Herausforderungen vor dem Hintergrund einer gestörten internationalen Ordnung durch Akteure wie Russland und China. Cyberattacken, aber auch militärische Eskalationen bis hin zum Krieg seien für diese Aggressoren Mittel der Wahl. Sie zeigte die Implikationen dieser Veränderungen für Deutschland und rief zu aktivem Handeln auf, insbesondere zum Schutz vor Russland: »Weg ducken wie früher geht nicht mehr«, stellte sie klar. Die Idee eines gemeinsamen Hauses Europa müsse durch eine Konfliktordnung abgelöst werden. Am Ende des Vortrags gab es großen Applaus – gefolgt von lebhaften Diskussionen.
Mehr oder weniger Sicherheit dank KI?
Nach Meinung von Professor Dr. Marco Gercke sind es nicht immer die großen Veränderungen, oftmals genügten auch kleine Verschiebungen in vorhandenen Prozessen, die neue Situationen ermöglichten. Beispiel Quantencomputer: Absehbar würden sie es schaffen, bisher sichere Verschlüsselungsverfahren zu knacken – ein Problem. Zugleich schüfen sie neue Sicherungsmethoden – das sei die Chance. Er bleibe daher eher optimistisch, wenn er auf Chancen und Risiken z. B. der KI blicke. »KI wird uns verändern, aber nicht ersetzen,« ist sich Gercke sicher. Sein Fazit daher in der Arena: »Sie erleben gerade mit, wie Geschichte geschrieben wird.«
State of the German Internet
Mit diesem Titel startete OMR-Gründer Philipp Westermeyer einen sehr kurzweiligen Vortrag über aktuelle Entwicklungen im Online-Marketing. Wer sind die Winner? Aus seiner Sicht z. B. Sport-Streaming-Dienste mit riesigen Umsätzen. Wer waren dagegen die Loser der letzten Monate? Hier sah er das Metaverse, das »Social« in Social Media und die mit immer weniger Privilegien ausgestatteten Angestellten im Silicon Valley ganz vorn. Mit kurzen Internet-Videos stellte der Hamburger zudem drei »Superkräfte« vor, also aktuelle Trends, die die Wahrnehmbarkeit für die eigene Marke, z. B. bei LinkedIn, stärken könnten. Eine davon: Viel ausprobieren, viel daraus lernen. Und dabei immer wieder unkonventionell denken. Seinem Publikum gab er noch mit auf den Weg, dem WhatsApp-Newsletter mehr Beachtung im Marketing zu schenken.
