Den Sparkassen als lokal verankerte Kreditinstitute mit ihrer besonderen Markt- und Kundennähe kommt hier eine besondere Rolle zu. Sie können ihre Kunden mit aktiven Impulsen für Investitionen in eine zukunftssichere Aufstellung unterstützen. Und natürlich ist auch in der Geschäftsstrategie der Sparkassen selbst die Nachhaltigkeit – soziales Handeln, eine verantwortungsvolle Unternehmensführung und der Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen – verankert. Als klares Bekenntnis ist dies auch in der freiwilligen »Selbstverpflichtung Deutscher Sparkassen für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften« festgeschrieben. Pluspunkte für die eigene Reputation in der Region inklusive.

Die Transformationsfinanzierung (Trafofi) unterstützt die Institute dabei, nachhaltige von konventionellen Finanzierungen präzise zu unterscheiden und effizient zu dokumentieren. Sie spielt eine zentrale Rolle in der Kreditvergabe, insbesondere bei der Prüfung und Förderung nachhaltiger Finanzierungszwecke. Es gibt verschiedene Tools, mit denen die Prüfung einer Finanzierungsanfrage auf Nachhaltigkeit erfolgen kann. Während bei klarer Zweckbindung das VÖB-Tool den Bedarf von CSRD-berichtspflichtigen Kunden abdeckt, kommt im Falle von KMUs ohne CSRD-Berichtspflicht der Trafofi-Check zum Einsatz, der seit April 2024 als OSPlus_neo-Prozess stationär zur Verfügung steht.

Start mit dem Trafofi-Check

Mit Durchführung eines sogenannten »Trafofi-Checks« wird geprüft, ob eine gewerbliche Finanzierung für einen klar definierten Zweck als nachhaltig oder konventionell klassifiziert werden kann. Die Prüfung erfolgt in mehreren Schritten. Zu Beginn wird begutachtet, ob die Klassifizierung eines Investitions- und Finanzierungsvorhabens nach den Regeln des Trafofi-Checks überhaupt erfolgen kann. Ist die Antwort positiv, erfolgt die Nachhaltigkeitsprüfung anhand klar definierter Verwendungszwecke und zugehöriger Kriterien. Damit eine Finanzierung als »nachhaltig« klassifiziert werden kann, muss der Verwendungszweck einigen Kriterien entsprechen. Dabei gibt es verschiedene Konstellationen, bei denen alle oder nur eine bestimmte Anzahl der Prüfkriterien erfüllt werden müssen. Ist auch dies erfolgt, wird die Zuordnung zu einem Vorhaben in OSPlus-Kredit dokumentiert; inklusive aller vom Kunden angeforderten Nachweise.

Was verändert sich 2025?

Mit Einführung der OSPlus-Releases 25.0 und 25.1 sind zahlreiche Weiterentwicklungen und Neuerungen geplant. Selbstredend wird das Finanzierungsrahmenwerk – die fachliche und regulatorische Basis des Trafofi-Checks, die die definierten Verwendungszwecke und Kriterien enthält – nach den neuesten regulatorischen Anforderungen aktualisiert. Dadurch sind jetzt mehr Fälle direkt »nachhaltig« über die Förderkriterien klassifizierbar. Neu ist z. B. die Erweiterung & Clusterung der Positivliste um regionale Fördermittel. Außerdem im Fokus: Die Integration des Trafofi-Checks und seiner Ergebnisse in die bekannten Ansichten und Kreditprozesse in OSPlus-Kredit und OSPlus_neo. So wird der Prozess »gewerbliche Anbahnung« erweitert; Kontokorrentkredite können ebenfalls als nachhaltig klassifiziert werden. Konsequenterweise wird auch der S-Transformationskredit an das S-Datawarehouse (S-DWH) angebunden, um das Vertriebscontrolling zu ermöglichen. Im Rahmen der Validierung und des Rollouts wurden bereits erste Ansätze z. B. für ein besseres Handling ermittelt. Etwa durch die vollständige Einbindung von Formularen, textliche Anpassungen und eine höhere Nutzerfreundlichkeit aufgrund der verbesserten Suchfunktionen. Hier dürfen sich die Beraterinnen und Berater auf eine »semantische Suche« freuen. Konkret: Musste bislang exakt der Suchbegriff eingetragen werden, kann zukünftig auch mit »BMW i4« oder »ID.4« der passende Eintrag im Finanzierungsrahmenwerk »Erwerb von Fahrzeugen der Klasse M1 und N1« identifiziert werden. Der Sprachgebrauch eines Kunden im Beratungsgespräch kann auf diese Weise direkt übernommen werden und muss nicht mehr umständlich umschrieben werden. Das spart Zeit und reduziert mögliche Fehlerquellen. 

Vorteile für den Kunden …

Neben den schon erwähnten Erweiterungen spart das Hochladen von Dokumenten durch den »Dokumenten-Upload« Zeit und sorgt für ein besseres Erlebnis des Kunden mit seiner Sparkasse. Was für Firmenkunden jedoch noch wichtiger ist: Effizientere Prozesse verkürzen die Bearbeitungszeit von Finanzierungsanfragen spürbar und ermöglichen schnellere Entscheidungen.

… und die Sparkassen

Der systematisierte Entscheidungsprozess verbessert den Kommunikationsfluss zwischen Kunde und Institut und reduziert die Zahl von Prozess- und Medienbrüchen deutlich. Die Integration der notwendigen Trafofi-Formulare in OSPlus-Kredit und die maschinelle Befüllung sorgt mit ihren smarten Prozessen für weniger Arbeitsbelastung bei den Beratenden und senkt die Fehlerquote.


Podcast ON BOARD Folge 11 Transformationsfinanzierung (Trafofi)


Trafofi hören: Podcast-Tipp ON BOARD Folge 11

Im Gespräch mit der Geschäftsbereichsleiterin für das Firmenkundengeschäft bei der FI, Stephanie Volle, und dem Fachberater im Bereich gewerbliche Kreditprozesse, Christoph Sachs, erhält Moderatorin Anja Bolle Antworten auf Fragen wie: Warum die Transformationsfinanzierung auch für die kleineren Firmen interessant ist, wie die neuen Gesetze die Banken tangieren und warum das Projekt ein echter Gamechanger ist. ON BOARD, der Tech-Podcast der Finanz Informatik, kann auf vielen Plattformen kostenlos abonniert werden, z. B. bei Apple / iTunes, Deezer, Spotify, Overcast und Amazon Music.

Wie gut ist die Sparkassen-Finanzgruppe aufgestellt?

Aktuell arbeitet die EU-Kommission daran, das Nachhaltigkeitsreporting klarer zu regeln und Fristen anzupassen. Für die Sparkassen-Finanzgruppe ist das nicht von Nachteil: Sie ist bereits heute mit dem Trafofi-Check gut aufgestellt und kann ihre führende Position bei Firmen- und Gewerbekunden Schritt für Schritt ausbauen. Das FI-Magazin hat dazu bei Akademien und ausgewählten Sparkassen nachgefragt.

»Für Sparkassen bietet Sustainable Finance die Chance, ihre regionale Verantwortung mit wirtschaftlichem Erfolg zu verbinden. Indem sie ihre Kreditportfolios nachhaltiger ausrichten, minimieren sie Risiken, erschließen neue Geschäftsfelder und stärken die Zukunftsfähigkeit ihrer Sparkasse«, betont Gerrit Friesecke, Trainerin und Produktmanagerin der Sparkassenakademie Nordrhein-Westfalen in Dortmund. Unabhängig von der Größe der Institute sei die Nachfrage nach entsprechenden Schulungsangeboten beinahe flächendeckend und lang anhaltend – trotz recht unterschiedlicher Ausgangssituationen.  »Die praktische Umsetzbarkeit der Anforderungen für die Kundengespräche steht im Vordergrund – verbunden mit der dafür erforderlichen fachlichen Qualifikation«, ergänzt Katrin Moritz, Referentin im Bereich Firmenkunden, Immobilien & Kredit der Sparkassenakademie Bayern in Landshut. Im Fokus stünden hier der zielgerichtete Einsatz der Beratungsmedien und der zur Verfügung stehenden Tools. Einig sind sich beide in einem Punkt: »Lieber jetzt als Sparkasse die PS auf die Straße bekommen, als dass die Transformation des Mittelstands von anderen Marktteilnehmern gestaltet wird.«


Gerrit Friesecke
Trainerin und Produktmanagerin
Sparkassenakademie Nordrhein-Westfalen in Dortmund


Katrin Moritz
Referentin im Bereich Firmenkunden, Immobilien & Kredit
Sparkassenakademie Bayern in Landshut


Diese Botschaft ist in Hannover auf jeden Fall angekommen. »Wir verstehen uns als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und haben uns ambitionierte Ziele im Bereich nachhaltiger Finanzierungen gesetzt. Der Mittelstand wird eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Klimaziele spielen. Rund 99 Prozent unserer Kunden gehören diesem Segment an und werden in den kommenden Jahren erhebliche Anstrengungen unternehmen, um ihre Prozesse und Geschäftsmodelle nachhaltiger zu gestalten«, unterstreicht Carmen Kost aus dem Bereich Produkt- und Prozesslösungen Aktiv der Sparkasse Hannover. Das größte Potenzial bestehe im Energiesektor sowie in der Bau- und Immobilienbranche. Besonders hilft dabei der Trafofi-Check – hier vor allem die intuitive Bedienung und die hohe Benutzerfreundlichkeit. »Ein Bereich, in dem wir noch Optimierungspotenzial sehen, betrifft die erforderlichen Nachweise. Eine Übersicht über Investitionsvorhaben und die jeweils erforderlichen Nachweise – idealerweise mit beispielhaften Musterdokumenten – könnte die Beratenden zusätzlich unterstützen und ihnen mehr Sicherheit im Prozess geben«, so eine Einschätzung von Carmen Kost.


Carmen Kost
Produkt- und Prozesslösungen Aktiv
Sparkasse Hannover


Sebastian Mann
Product Owner »Kundenreisen Gründen und Wachsen«
Hamburger Sparkasse AG (Haspa)


Von Anfang an dabei ist die Hamburger Sparkasse (Haspa). »Wir setzen weiter gezielt auf den Ausbau unseres nachhaltigen Kreditportfolios und bringen uns mit unseren Erfahrungen aktiv in die Weiterentwicklung ein«, so Sebastian Mann, Product Owner »Kundenreisen Gründen und Wachsen« der Haspa. Die Haspa hat den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten, geht man nach dem Volumen, im Bereich Immobilien. Doch auch die E-Mobilität oder die Erneuerbaren Energien wachsen weiter. »Bei den Auswertungsmöglichkeiten gibt es sicher noch Nachbesserungsbedarf. Hier wäre eine tiefere Integration in die Banksteuerungssysteme wünschenswert, um tatsächlich auch gezielt Steuerungsimpulse setzen zu können«, blickt Sebastian Mann bereits auf die nächsten Schritte im DSGV-Projekt Transformationsfinanzierung.

Übrigens: Der Prozess für ESG-Linked Loans, also zweckungebundene Transformationsfinanzierungen unabhängig von der CSRD-Berichtspflicht eines Kunden, wird noch in 2025 umgesetzt und anschließend bereitgestellt.