Seit 2006 setzen die Sparkassen im Eigenhandel auf das System SimCorp Dimension (SCD). Für die bei der FI lizenzierte Software gilt, dass Weiterentwicklungen und standardisierte Prozesse in erheblichem Maße vom Hersteller vorgegeben werden. Neue Funktionalitäten entstehen dabei nicht exklusiv für die Sparkassen, sondern werden im Rahmen der Standardsoftware für alle SimCorp-Kunden bereitgestellt. Zudem ersetzt der Hersteller bestehende Anwendungsmodule regelmäßig durch neue. Im Zuge der Weiterentwicklungen bei SimCorp wurden bereits mit dem OSPlus-Release 23.1 im Eigenhandelssystem zwei zusätzliche Module bereitgestellt: Der Asset Manager und der Compliance Manager.
Für die FI bestand die Aufgabe darin, die Auswirkungen dieser Neuerungen auf die Sparkassen zu prüfen. Dazu gehörte die Analyse der Veränderungen in den Be- und Verarbeitungsprozessen ebenso wie die Ermittlung von Schulungsbedarfen und möglichen manuellen Tätigkeiten. Eine besondere Herausforderung stellte der enge Zeitrahmen dar: Denn es galt, die Sparkassen für die Überwachung ihrer Adressrisiken im Depot A auf einen kompletten Ersatz des bestehenden Limitmoduls mit dem neuen Compliance Manager vorzubereiten. Nur so kann eine vollständige Umstellung zur produktiven Nutzung des Compliance Managers mit dem neuen OSPlus-Release 25.1 erfolgen.
Diese Funktionen beinhalten die neuen Module
Der Asset Manager ist ein neues Abfrage- und Analysetool innerhalb von SimCorp Dimension. Er ermöglicht dynamische Bestandsabfragen, die gespeichert und zu beliebigen Zeitpunkten erneut genutzt werden können. Neben der Auswertung der Depot-A-Bestände lassen sich auch Simulationen durchführen, ebenso wie Pre-Trade-Limitprüfungen auf Simulationsebene. Für die Analyse im Depot A bietet der Asset Manager erweiterte Funktionen. Dazu gehören die Anzeige und Bewertung relevanter Positionen einer Depotauswahl nach verschiedenen Kriterien, die Eingabe von Simulationen von Handelsgeschäften, die Überwachung der Einhaltung vorgegebener Adressrisiken sowie die Abbildung von Fondsdurchschaupositionen. Ergänzend stehen Dashboards zur Verfügung, die tiefgehende Depot-A-Informationen anschaulich visualisieren. Damit erweitert das Modul Asset Manager den Funktionsumfang des bisherigen Moduls „Echtbestand“ deutlich und eröffnet neue Möglichkeiten der Auswertung, unterstützt durch moderne grafische Darstellungen. Der Compliance Manager übernimmt die vollständige Limitierung und Überwachung verschiedener Risikoarten anhand von definierten Compliance-Regeln und den Ergebnissen regelmäßiger Prüfläufe. Damit ersetzt er das bisher eingesetzte Limitmodul vollständig. Die Darstellung von Limitprüfungen erfolgt standardisiert über sogenannte Applets innerhalb des Compliance Managers.
Zur Unterstützung der Limitierung stehen mehrere Funktionen zur Verfügung. Dazu gehören Regel-Applets zur Erstellung, Zuweisung und zum Testen von Regeln, Post-Trade-Überwachungsfunktionen für die Durchführung und Nachvollziehbarkeit auch historischer Ex-Post-Prüfungen, Online-Compliance-Funktionen für eine nahezu zeitgleiche Betrachtung von Limiten, eine Alerts-Inbox zum Nachvollziehen von Regelverletzungen, die Limitierung von Fondsbeständen sowie Dashboards, mit denen sich individuelle Ansichten auf die Daten des Compliance Managers erstellen und mit dem Asset Manager verknüpfen lassen. Alle Regeln werden nach ihrer Zuweisung im Rahmen der täglichen Batch-Verarbeitung auf die entsprechenden Depots angewendet.Die beiden neuen SCD-Module bilden eine flexible, zukunftssichere Technologie im Standard ab und ermöglichen es an zukünftigen Software-Weiterentwicklungen des Herstellers zu partizipieren. Dies betrifft insbesondere perspektivische regulatorische Anforderungen, die seitens des Herstellers SimCorp allen Kunden zur Verfügung gestellt werden. Dies ist die Basis, um die Anforderungen der MaRisk abzubilden.
Vorgehensweise für den Rollout
Im Fokus stand die Planung und Steuerung des Rollouts bis zum OSPlus-Release 25.1, zur Übermittlung der neuen Funktionalitäten, Anpassungen und Änderungen sowie zur Vorbereitung der künftigen Nutzung. Mit dem Compliance Manager wurde ein Modul mit verbesserten Strukturen für den Aufbau von Limiten entwickelt. Die Sparkassen erhielten damit die Möglichkeit, ihre Limitstrukturen neu zu ordnen und effizient aufzubauen. Eine große Herausforderung bestand darin, dass es keine Möglichkeit gab, die Bestandsdaten vom bisherigen Limitmodul automatisiert in den Compliance Manager zu übertragen. Für die Sparkassen bedeutete dies, dass ein individueller manueller Aufwand einzuplanen war. Um den anstehenden Flächenrollout für alle Sparkassen effizient zu gestalten und das Schulungskonzept zu überprüfen, führte die FI gemeinsam mit acht Sparkassen eine Praxisverprobung durch.
Die Praxisverprobung
Für die Praxisverprobung wurden acht Sparkassen ausgewählt, wobei bewusst eine Mischung aus kleinen, mittleren und großen Instituten berücksichtigt wurde. So ließ sich der Bedarf für den späteren Flächenrollout möglichst adressatengerecht erfassen. Über einen Zeitraum von drei Monaten erprobte die FI gemeinsam mit den beteiligten Sparkassen, einem zertifizierten Partner sowie Vertretern der Sparkassenorganisation ein vorab erarbeitetes Schulungskonzept. Im Mittelpunkt standen dabei der Aufbau des Compliance Managers sowie die Nutzung des Asset Managers durch die Anwender. Das Schulungskonzept war in mehrere aufeinanderfolgende Bausteine gegliedert.
Während der Praxisverprobung erhielt die FI wertvolles Feedback zum Aufbau der Schulungseinheiten. Zudem zeigte die intensive Arbeit mit den Modulen zusätzliche systemseitige Anforderungen auf, die die Nutzung weiter verbesserten. Diese Anpassungen konnten – auf Basis der Priorisierung durch die beteiligten Sparkassen – noch vor dem Flächenrollout umgesetzt werden. Die Praxisverprobung beinhaltete weiterhin die vollumfängliche Planung des Flächenrollouts. Für die Schulungseinheiten wurden die Sparkassen in regionalen Kleinserien mit einer angemessenen Gruppengröße eingeteilt. Wichtig war, einen klar strukturierten zeitlichen Ablaufplan für die Sparkassen zu definieren, in dem Schulung und Erfahrungsaustausch, der vollständige Aufbau der Limite sowie eine angemessene Parallelphase für den Abgleich Limitmodul und Compliance Manager vor finaler Umstellung von Alt auf Neu erfolgen kann. Abgeschlossen wurde die Praxisverprobung mit der Zustimmung aller acht Fachvorstände zum Schulungskonzept samt Rolloutplanung. Im Anschluss erfolgte die Bestätigung in den zuständigen Gremien: dem Sparkassenboard (SKB) sowie dem Anwendungs- und Prozessplanungsausschuss (APA).
Der Flächenrollout
Der Startschuss für den Flächenrollout fiel im Herbst 2024. Für das stufenweise Vorgehen der flächendeckenden Schulungen stellte die FI ein umfassendes Set an Tutorials über einen Teamroom bereit, das den Sparkassen einen ersten Einstieg in die neuen Module ermöglichte. Aufbauend darauf folgten Webinare zum Compliance Manager, die von zertifizierten Partnern über die jeweiligen Akademien durchgeführt wurden. Die Sitzungen wurden aufgezeichnet und den Teilnehmenden im Nachgang zur Verfügung gestellt. Im Anschluss an die Webinare fanden Erfahrungsaustausche statt, in denen Problemstellungen diskutiert und detaillierte Fragen geklärt werden konnten. Zusätzlich bestand für die Sparkassen die Möglichkeit, bei komplexeren Themen individuelle Beratungen durch die zertifizierten Partner in Anspruch zu nehmen. Nach Abschluss der Schulungseinheiten für den Compliance Manager wurden im Jahr 2025 die Schulungen zum Asset Manager durchgeführt. Seit Sommer 2025 steht allen Instituten eine Parallelphase zur Verfügung, in der das bisherige Limitmodul mit dem neuen Compliance Manager abgeglichen werden kann. Der letzte Meilenstein ist die vollständige Umstellung auf den Compliance Manager am 31. Oktober 2025. Für die Pilotinstitute gilt dabei ein abweichender Termin gemäß Releaseplan.
Wichtiger Hinweis
Mit dem OSPlus-Release 25.1 kann das Limitmodul ausschließlich noch für die Auswertung bereits bis dahin berechneter Limitauslastungen genutzt werden. Neuberechnungen – auch für vergangene Stichtage – sind nicht mehr möglich. Künftige Adresslimite werden ausschließlich über den Compliance Manager abgebildet.
Stimmen aus den Pilotsparkassen
„Im Rahmen der Praxisverprobung hatten wir die Möglichkeit, uns frühzeitig mit den neuen SCD-Modulen zu beschäftigen und Erfahrungen zu sammeln,“ so Andreas Fuchs, Controlling, Sparkasse Vorderpfalz. Der Austausch mit FI, Fachexperten und der Sparkasse ermöglichte es, individuelle Fragestellungen in kleiner Runde zu besprechen. Am Projekt beteiligt waren Kolleginnen und Kollegen aus Controlling, Abwicklung und Handel. Die Tutorials halfen, sich selbstständig einzuarbeiten, auch wenn einzelne als zu kurz empfunden wurden. „Sie waren insbesondere hilfreich, um sich mit den neuen Begrifflichkeiten, mit den Zusammenhängen und den neuen Oberflächen vertraut zu machen.“ Wichtig zur Vertiefung des erworbenen Wissens seien die Webinare und vor allen Dingen der Erfahrungsaustausch gewesen, die die Gelegenheit boten, offene Fragen zu klären. Sein Tipp für andere Institute: „Wichtig ist, sich mit den Themen frühzeitig zu beschäftigen und auch ausreichend Zeit für Tests einzuplanen. Wenn die Vorarbeiten und die Datenabstimmungen erledigt sind, dann ist der Parallelbetrieb ohne großen Zeitaufwand durchführbar.“
„Als Haus verfolgen wir das Ziel, individuelle Lösungen durch Standards abzulösen.“ Die Praxisverprobung bot, so Karl Köster, Bereich Prozesse und IT, Gruppe Organisation Steuerung, der Stadtsparkasse Düsseldorf, die Gelegenheit, „die Erfahrungen aus dem vielleicht umfangreicheren Geschäft der Stadtsparkasse Düsseldorf in die FI hereinzubringen und gleichzeitig den Status Quo mit dem künftigen Standard abzugleichen. Das ist uns gelungen.“ Intern wurde kein eigenes Projekt aufgesetzt; stattdessen wurde die Aufgabenverteilung angepasst, um sich an den SCD-Standard anzugleichen, als Start für den Wissensaufbau/Transfer und die Erfassung in SCD. Beim Compliance Manager hebt Köster die große Flexibilität hervor, deren Erfassung vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Die Tutorials erleichterten den Einstieg, Webinare und Handbücher ergänzten das Lernen strukturiert. „Im Rahmen der Praxisverprobung hatten wir einen direkteren Zugang zur FI, ich bin aber zuversichtlich, dass der sehr gute Support im Webinar und darüber hinaus auch über das Ticketsystem bestehen bleibt. Daumen hoch für das Team der FI.“ Für den Umstieg empfiehlt Köster, ausreichend Einarbeitungszeit fest einzuplanen und schrittweise vorzugehen; mit wachsendem Spezialwissen gelingt die Erfassung auch umfangreicher Limits deutlich leichter.
Für Lucas Autenrieth, Controller Depot A, Sparkasse Ulm, liegen die Vorteile einer Praxisverprobung auf der Hand: „Im Rahmen der Praxisverprobung habe ich die Chance mitzuwirken, zu gestalten. Man steht nicht vor dem fertigen Produkt. Ich schätze es, wenn man so eine Brücke zwischen uns als Praxisanwender und der FI als Entwickler bauen kann und dadurch auch allen anderen Sparkassen den Rollout ein Stück weit erleichtern kann.“ Im Haus war vor allem das Risikocontrolling beteiligt, weitere Abteilungen wurden gezielt hinzugezogen. Von Beginn an stand für den Praxisanwender fest, sich bei der Umstellung von alten Strukturen zu lösen. Gerade bei einem grundlegenden Systemwechsel eröffnete sich aus seiner Sicht die Gelegenheit, bestehende Strukturen neu zu denken. Die Tutorials boten eine hilfreiche Möglichkeit, Inhalte in kleinen Schritten zu wiederholen und zu vertiefen. Als Praxistipp für den Umstieg fasst er zusammen: „Zu Beginn sich nicht beunruhigen lassen, wenn erstmal alles neu und anders ist. Und diese als Chance zu nutzen, auch das bisherige, meist über viele Jahre angewachsene Limitsystem neu zu denken.“






