Immer häufiger gibt es im gewerblichen Kundengeschäft Nachfragen nach Cloud-Lösungen. Denn: Firmenkunden positionieren sich in ihrer IT-Strategie weg von eigenen aufwändigen Server-Lösungen. Der Trend hat sich in den letzten drei Jahren deutlich verstärkt. Produktstrategisch ist es für die Sparkassen daher äußerst sinnvoll, auch das EBICS-Verfahren im Online Banking Business (OBB) anzubieten.
S-Firmenkundenportal als zentraler Baustein
Das S-Firmenkundenportal (S-FKP) stellt einen der DSGV-Vertriebsstrategie für das gesamte Firmenkundengeschäft dar. Es ermöglicht den Sparkassen, alle gewerblichen Kunden umfassend im Multikanalvertrieb zu betreuen. Der OBB-Standard für die Geschäfts- undGewerbekunden spielt dabei eine wichtige Rolle: Gerade mit der Integration des zahlungsverkehrsorientierten Datenfernübertragungsstandards EBICS (Electronic Banking Internet Communication Standard) können vor allem Firmen- und Unternehmenskunden an das S-FKP angebunden werden. Die Vorteile für die Unternehmen: Auf nur einer Sparkassen-Plattform sowohl den EBICS-Zahlungsverkehr browserbasiert abzuwickeln, als auch parallel die weiteren Services und Vertragsabschluss-Prozesse mit den dort möglichen PIN/TAN-Verfahren zu nutzen. Die zusätzliche Multibankfähigkeit in OBB Pro erlaubt es gewerblichen Kunden zudem, ihren Zahlungsverkehr komfortabel und sicher mit einem übergreifend einheitlichen Verfahren zu erledigen.
Strukturierter Start
Die Markteinführung von EBICS im S-Firmenkundenportal unter dem Produktnamen »Online-Banking Business Pro« startete 2023 mit einer Unterstützung in Form von Webinaren für die Sparkassen. Parallel dazu wurde ein eigener DSGV-Rollout-Leitfaden veröffentlicht – inklusive aller wichtigen Schritte von der Vorbereitung, über die Strategie bis hin zur erfolgreichen Umsetzung. Im Rahmen einer Nutzungsintensivierung der FI gemeinsam mit den Regionalverbänden wurden ab Mitte 2023 zusätzlich angemeldete Sparkassen strukturiert bis zur Markteinführung begleitet. Heute, Ende 2024, haben bereits mehr als 120 Sparkassen aktive OBB-Pro-Kunden. Seit Jahresbeginn wurden mehr als 1.000 Bankzugänge von den Unternehmenskunden eingerichtet. Dank der intensiven Vorbereitungen inklusive umfangreichem Unterstützungsmaterial und Hilfe von den Verbänden, kann OBB Pro heute von jeder Sparkasse selbstständig eingeführt werden.
Nachgefragt: Erfahrungen mit OBB Pro in der Praxis
Wie sehen die Erfahrungen in den Instituten aus, die damit bereits arbeiten? Das FI-Magazin hat dazu bei drei ganz unterschiedlichen Sparkassen nachgefragt, die seitdem erfolgreich mit OBB Pro arbeiten. Die Sparkasse Bremen bietet OBB Pro seit Anfang 2023 an und hat inzwischen mehr als 100 Verträge im Bestand; aktuell kommen monatlich im Durchschnitt zehn neue Verträge dazu. Die Kreissparkasse Köln startete im September 2023 zunächst mit einer Family-and-Friends-Phase und bietet seit Januar 2024 OBB Pro im Regelvertrieb an. Seitdem konnten einige Dutzend Firmenkunden, darunter vor allem Neukunden, gewonnen werden, bei denen vorher noch keine Zahlungssoftware im Einsatz war.
Vom Kaltstart in Franken …
Als eines der ersten Institute überhaupt startete Anfang 2022 die Sparkasse Bamberg, die bislang auf mehr als 30 OBB-Verträge mit EBICS kommt. »Bei uns war es ganz klar die Anforderung des Kunden, der eine Web-basierte Lösung benötigte und deshalb ausdrücklich wünschte«, sagt Annalena Keßler, Paymentberaterin in der Abteilung Unternehmens- und Firmenkunden (UFK) der Sparkasse Bamberg. »Allerdings konnte das klassische Online-Banking aufgrund der Limits und Datensatzbegrenzung die Anforderungen nicht umsetzen. Daher haben wir uns für eine schnelle und spontane Einführung von OBB Pro entschieden«, ergänzt ihre Kollegin Sandra Kreß aus der Abteilung Medialer Vertrieb und Vertriebsunterstützung (MVV). Zum Zeitpunkt der Einführung in Bamberg gab es folglich nur wenige Informationen oder Unterlagen. »Wir haben uns einen Teil selbst erarbeitet und oft im Zusammenspiel mit der FI versucht, die Umsetzung bestmöglich hinzubekommen. Allerdings gab es anfangs noch einige Fehler, die ebenfalls mit Hilfe der FI erst bereinigt werden mussten«, erinnert sich Annalena Keßler rückblickend an den »Frühstart«. Gewünscht hätte man sich auch in Oberfranken eine Testphase; stattdessen wurde »im Echtzeitbetrieb getestet«. Sandra Kreß sagt über diese Zeit: »Diese Testphase war eine Belastungsprobe für die Kundenbeziehung, da es anfangs sehr viele technische Probleme gab. Mittlerweile funktioniert OBB Pro bei dem Kunden einwandfrei, weshalb wir zwischenzeitlich weitere Kunden angebunden haben.«
... bis zur Einführung an Weser und Rhein
Völlig anders verlief dagegen Anfang 2023 der Start an der Weser. Bei der Einführung konnten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Rollout-Leitfäden orientieren. »Die darin enthaltenen Informationen und unterstützenden Materialien, wie z. B. die OBB-Pro-Einrichtungshilfe für Beratende,haben uns sehr geholfen. Darüber hinaus sorgte unser regelmäßiger Austausch mit anderen Sparkassen dafür, dass wir die Herausforderungen, welche die Etablierung des OBB Pro mit sich bringen, besser meistern konnten«, sagt rückblickend Vadim Bienemann, Junior Spezialist E-Services bei der Sparkasse Bremen. Mit internen Webinaren, Flyern und Onboarding- Videos hat das Institut das hausinterne Wissen zu OBB Pro inzwischen auf eine breite Basis im Firmenkundenbereich gestellt. Die Testphase mit ausgewählten Firmenkunden wird als sehr sinnvoll eingeschätzt. »Man hat die Möglichkeit sich »langsam« an das OBB Pro heranzutasten. Insbesondere mit wenigen Vorkenntnissen lohnt es sich, das Onboarding in einer Pilotphase zu üben. So lernen alle Beteiligten das Produkt besser kennen, schärfen das Zusammenspiel zwischen Vertrieb und Support und können hinterher die Mehrwerte des OBB Pro erfolgreich an die Kundschaft sowie Kolleginnen und Kollegen weitergeben«, betont Falco Schönig, ebenfalls Junior Spezialist E-Services im Electronic Banking des Instituts.
Die Kreissparkasse Köln hat sich bei ihrem Start für eine NBM-Variante entschieden, in der EBICS vollumfänglich zur Verfügung gestellt und um FinTS-Berechtigungen ergänzt wird. Auch ist man zuvor mit einer Test- bzw. Family-and-Friends-Phase mit wenigen ausgewählten Kunden gestartet,um gemeinsam Erfahrungswerte in puncto Vertragsabschluss, Ersteinrichtung und Nutzung zu sammeln. Eine Erkenntnis der Sparkasse daraus: »Vor der Einführung des OBB Pro ist es wichtig zu entscheiden, mit welchem Funktionsumfang die Markteinführung erfolgen soll. Und es ist wichtig zu definieren, wo man die Beratungsexpertise platziert – etwa vor Ort beim Firmenkundenberater oder zentral bei der Fachabteilung Payment«, blickt Guido Nakas, Referent Firmenkundenberatung Payment bei der Kreissparkasse Köln, auf die Anfangszeit zurück. Während der Markteinführung konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts auf das ROLF-Material zugreifen. »Unsere Firmenkundenberatung Payment hat dabei intensiv Gebrauch von den Leitfäden zur Einrichtung der EBICS-Stammdaten und -Sicherungsmedien gemacht, um die Kunden beim Onboarding des OBB Pro bestmöglich unterstützen zu können«, ergänzt Guido Nakas.
Wie bewerten Firmenkunden OBB Pro?
Alle drei Sparkassen sind unter ganz unterschiedlichen Ausgangsbedingungen gestartet. Die spannende Frage lautet deshalb: Wie gut funktioniert aus Sicht der Institute wie auch ihrer Kunden der laufende Betrieb mit OBB Pro? »Mittlerweile hat sich das Produkt sehr gut gemacht, wurde umfänglich weiterentwickelt und die Kunden kommen sehr gut damit zurecht. Hier ist die Übersichtlichkeit und vor allem die Flexibilität herauszuheben«, betont Annalena Keßler von der Sparkasse Bamberg. Was ist das überzeugendste Argument für den Vertrieb von OBB Pro? »Unsere Kunden nutzen oft das OBB Pro: Wenn beispielsweise die Buchhaltungskraft die Zahlungen vorbereitet, per EBICS zum Bankenrechner versendet und anschließend von überall per App die Zahlungen freigegeben werden können«, sagt Sandra Kreß.
Ähnliches ist von der Sparkasse Bremen zu hören, die überwiegende Zahl der Kunden kommt gut damit zurecht. »Voraussetzung dafür ist ein Onboarding, in dem unter andere das Prinzip der EBICS-Ordner erläutert wird. Einen besonderen Fokus legen wir beim Onboarding auf die Erläuterungen der wiederkehrenden Zahlungen, den Datei-Upload und den Umgang mit der App S-Finanzcockpit«, erläutert Vadim Bienemann. Gerade für neue Kunden könne der Einstieg aufgrund der vielen Funktionen schnell überfrachtend wirken. »Daher begrüßen wir die laufenden Optimierungen am OBB Pro, zum Beispiel dass die Designsprache der Internet-Filiale inzwischen auch im EBICS-Bereich übernommen wurde«, ergänzt sein Kollege Falco Schönig. In Sachen Onboarding verweisen die Rheinländer auf ähnliche Erfahrungswerte: »Wir haben bisher die Erfahrung gemacht, dass eine enge Begleitung des Kunden beim Onboarding und der EBICS-Ersteinrichtung sinnvoll ist. Dies vereinfacht im weiteren Verlauf die Nutzung des OBB Pro für den Kunden«, bestätigt Guido Nakas.
Jetzt gemeinsam mit den Kunden starten
Das Urteil über die Bedeutung und die Rolle von OBB Pro fällt in Bremen, Bamberg und Köln nahezu einhellig aus, auch wenn unterschiedliche Begründungen dafür geliefert werden. »Es gibt mehrere Punkte, die aus unserer Sicht zu einem Erfolg von OBB Pro beitragen. Die Anforderung, flexibler von unterwegs aus eine echte Doppelzeichnung abzubilden, ohne an ein festes Programm gebunden zu sein, ist einer davon. Viele Kunden nutzen ein anderes Buchhaltungsprogramm, das kein Zahlungsverkehrstool implementiert hat. Um weitere Gebühren für z. B. S-Firm mit EBICS zu vermeiden, ist OBB Pro eine perfekte Alternative«, hebt Sandra Kreß von der Sparkasse Bamberg hervor. »Zudem haben wir oft Kunden, die hohe Beträge in Echtzeit buchen müssen und mit dem normalen OB/OBB an ihre Grenzen gekommen sind. Hier ist OBB Pro die perfekte Lösung«, ergänzt Annalena Keßler. Die Kollegen aus der Hansestadt verweisen auf zusätzliche Pluspunkte. »Jede Sparkasse hat eine Zielgruppe, für die sich das Upgrade auf OBB Pro lohnt. Zum Beispiel Unternehmen, die keine aufwendige Serverstruktur für Ihre Banking-Software betreiben wollen, einen hohen Sicherheitsanspruch haben und die ihren Mitarbeitenden möglichst viel Flexibilität bieten wollen, dabei aber nicht auf die Mehrwerte des EBICS-Zahlungsverkehrs verzichten möchten«, sagt Falco Schönig. Auch für die Kreissparkasse Köln stellt Guido Nakas fest: »Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Kunden verstärkt nach einer webbasierten Lösung für die Abwicklung ihres Zahlungsverkehrs per EBICS suchen. Dies, erweitert um die vorhandenen Geschäftsprozesse und das elektronische Postfach, ergibt eine Plattform, wie sie vielfach angefragt wird und am Markt in diesem Umfang bisher nicht verfügbar war. Mit diesen Funktionen sowie der medialen EBICS-Teilnehmerverwaltung stellt OBB Pro ein Angebot dar, das zunächst auch gut als Ergänzung zu bereits bestehenden Zahlungsverkehrssoftwarelösungen eingesetzt werden kann, ohne diese direkt ablösen zu müssen.« Für Vadim Bienemann von der Sparkasse Bremen ist OBB Pro ohnehin viel mehr als eine Banking Software und somit eine absolute Empfehlung für andere Sparkassen, sich gerade jetzt intensiv damit zu beschäftigen: »Nach und nach entsteht hier ein immer umfassenderes Ökosystem für unsere Firmenkundschaft. Wir sind der Meinung, dass man die daraus resultierenden Mehrwerte unserer Kundschaft nicht vorenthalten darf.«