Als Partner der Finanz Informatik (FI) entwickelt die Sparkassen Rating und Risikosysteme (SR) hierfür zentrale und standardisierte Verfahren. Im Fokus der technischen Umsetzung steht der Integrierte Datenhaushalt (IDH) als Herz der neuen Banksteuerung. Dazu kommen weitere Komponenten wie die verschiedenen Risikoanwendungen, die Gesamtbanksimulation, das Meldewesen und das IDHReporting. Die entsprechende Systemlandschaft wurde bereits geschaffen. Das ITmagazin 2/2021 hat über den Rollout der neuen Banksteuerung berichtet sowie über den Einfluss auf die Banksteuerungsprozesse und die Kapitalanforderungen.

Methodisches Vorgehen 

Das aktuelle SR-Zielbild bildet die Basis der Entstehung einer modernen Banksteuerung. Durch das Schaffen einer integrierten Systemlandschaft werden die Prozesse standardisiert und automatisiert unterstützt. In diesem Projekt arbeiten SR und FI eng zusammen. Um methodisch vorzugehen, haben die Beteiligten einen einheitlichen Ablauf geplant: Vor Ablösung der Altsysteme stand ein umfassender Praxistest, um den Sparkassenprozess für den GesamtRollout zu optimieren. Mit dieser E2E-Praxiserprobung sollen alle Aktivitäten für den Flächen-Rollout gebündelt werden, um einen Standard-Rollout mit einheitlichem Vorgehen für alle Regionen durchführen zu können. Bei der Praxiserprobung ging es vor allem darum, Nachschärfungsbedarf zu erkennen und möglichst noch bis zum Flächen-Rollout zu beheben. Auch weitere wichtige Themen wie begleitende Seminare, Webinare und Tutorials galt es kritisch zu betrachten und zu beurteilen.

Zehn Sparkassen beteiligt 

Um die E2E-Praxiserprobung mit einem repräsentativen Teilnehmerkreis durchführen zu können, wurden zehn Sparkassen eingebunden – je eine pro Regionalverband. Diese Institute agieren als »Tester« für ein schrittweises Vorgehen zum Flächenrollout. Nach dem Kick-off am 22./23.09.2020 in Frankfurt/Main ging es los mit der E2EPraxiserprobung, im zweiten Schritt folgte die Startserie und zum Abschluss kommt der Flächen-Rollout für alle Sparkassen. In diesem Rahmen ging es darum, die neuen Daten, Methoden, Anwendungen und die bereitgestellte Infrastruktur für Information, Kommunikation und Kollaboration zu erproben. Bei dieser Aufgabe wurden sie eng von den Regionalverbänden, der SR und der FI sowie zertifizierten Beratern begleitet. Damit konnten alle Beteiligten ein umfassendes Know-how zu den Daten des IDH, zu den neuen Methoden und zu den neuen IT-Lösungen in der Sparkassen-Finanzgruppe aufbauen.

Wichtiger Schritt zur Standardisierung 

Am 26. und 27. September dieses Jahres kamen die Vertreter der zehn Sparkassen, der SR, des federführenden Sparkassenverband Bayern (SVB) und der FI zum letzten Mal in Berlin zusammen. Dabei wurde die E2E-Praxiserprobung erfolgreich abgeschlossen. Alle Teilnehmenden waren sich einig, die anspruchsvollen Herausforderungen gemeistert und einen großen Schritt in Richtung Standardisierung gemacht zu haben. Spannend waren hier, fast so wie beim Sonntagskrimi (Wer war der Täter? Was war sein Motiv?), die Antworten auf zwei ganz zentrale Fragen: Was haben wir erreicht? Welche Impulse geben wir für den Flächen-Rollout?

Die Ermittlungen gehen weiter! 

Parallel zur E2E-Praxiserprobung wurde der erste große Schritt für die Startserie und den Flächen-Rollout abgeschlossen. Als großer Erfolg lässt sich werten, dass alle Sparkassen erstmals die neue ökonomische Risikotragfähigkeit (RTF) auf Basis 30.09.2022 mit den bereitgestellten Anwendungen rechnen konnten. Im zweiten Schritt erfolgt nach der fachlichen Validierung der Ergebnisse in der Fläche 2023 die Weiterentwicklung der neuen Banksteuerung. Dabei wird es um die Schwerpunkte Gesamtbanksimulation (voller Methodenumfang) sowie um die beiden Risikoarten Marktpreisrisiko und Liquiditätsrisiko gehen. Eines ist jedoch jetzt schon klar: die Ermittlungen, pardon, die Fragen rund um das Thema Banksteuerung bleiben spannend und gehen weiter.

Die Antworten auf zwei ganz zentrale Fragen:

Rolf Borchard
Risikocontrolling gemäß MaRisk
Sparkasse Ostprignitz-Ruppinn | www.sparkasse-opr.de

Was haben wir gemeinsam erreicht?

Deutlich verbessert haben sich die Schulungen, das ist ein großer Vorteil. Gut ist auch die Kombination aus neuer Fachlichkeit und neuer IT.

Welche Impulse geben wir für den Flächenrollout?

Auch wenn noch nicht alles perfekt ist, haben wir einen ersten guten Stand erreicht. Wichtig ist, dass wir ein Bewusstsein für die Dokumentation schaffen – auch für Prüfungen.

Marco Bormann
Unternehmenssteuerung
Kreissparkasse Saarpfalz | www.ksk-saarpfalz.de

Was haben wir gemeinsam erreicht? 

Durch den Prozess haben wir viel Datenqualität hereingebracht und die Schulungen deutlich verbessert. Die Zusammenarbeit von Sparkassen, SR und FI zu Prozessen, Fachlichkeit und Technik führte zu erprobten Anwendungen. 

Welche Impulse geben wir für den Flächenrollout? 

Natürlich ist noch nicht alles zu 100 Prozent perfekt – wir erwarten jedoch auch keinen Perfektionismus an dieser Stelle. Wichtig ist, dass man auf die Validierung durch die E2E-Institute vertrauen kann.

Arnd Domroese
Betriebswirtschaft
Kreissparkasse Grafschaft Diepholz | www.kreissparkasse-diepholz.de

Was haben wir gemeinsam erreicht? 

Wir haben erprobte Anwendungen erreicht dank der guten und intensiven Zusammenarbeit von Sparkassen, SR und FI. 

Welche Impulse geben wir für den Flächenrollout? 

Es ist sinnvoll, den Austausch mit anderen Sparkassen zu suchen. Außerdem würden wir die intensive Auseinandersetzung mit den Fondslieferungen über die KVG-Schnittstelle empfehlen, um eine hohe Datenqualität zu erreichen.

Michael Westphal
Controlling
Sparkasse Südholstein | www.spk-suedholstein.de

Was haben wir gemeinsam erreicht? 

Wir haben neue »Sparringspartner« kennen und schätzen gelernt. Im Prozess wurden viele Tipps und Findings eingebracht, die zu einer deutlichen Verbesserung der Softwarelösung geführt haben. Alles in allem haben wir ein gutes Verständnis für die neuen Anwendungen erzielt. 

Welche Impulse geben wir für den Flächenrollout? 

Auch wenn die Standardisierung deutlich stärker ist, werden individuelle Besonderheiten der Sparkassen zu berücksichtigen sein. Besonders in der Anfangszeit ist mit Workarounds zu rechnen und Zeit für die Plausibilisierung der Daten einzuplanen. Empfehlenswert ist deshalb, sich zu vernetzen, um noch auftretende Fragen gemeinsam zu lösen.